Thema: Re: Gedichtesammlung Di Jul 20, 2010 3:21 pm
Wow, das gefällt mir total, Natrix, vor allem die Schmetterlingsflügel am Ende!
Hier kommt was frustriertes von mir:
Brief an die Menschheit Oder: Wie man sich kurz fasst
Liebe Menschheit,
heute bin ich endlich soweit, dir ohne groß drum rum zu reden, ohne dabei rot zu werden, ohne groß Theater zu machen und dabei auch noch peinlich berührt zu lachen, ich bin soweit dir zu dieser Zeit ohne zu verzagen endlich zu sagen was ich dir schon immer sagen wollte, was ich dir schon immer sagen sollte, und mich bisher noch nicht zu sagen getraut habe.
Irgendwie ist es schon eine Gabe, oder ein Fluch, dass ich es immer versuch’ dir zu sagen, was ich sagen soll und schon wieder ist eine halbe Seite voll! Voll mit sinnlosem Gelaber, Getratsch, Geschwätz, Gerede, aber jetzt komm ich zum Punkt.
Verdammt, was reimt sich denn auf Punkt? Auch egal, eigentlich sogar genial denn das zwingt mich, zum Punkt zu kommen! Ich seh’, du wirst schon ganz benommen, willst endlich wissen, was ich dir sagen wollte was ich dir schon immer sagen sollte und heute und hier sage ich es dir.
Du Menschheit, ich mag dich wirklich sehr, Nein, komm jetzt bloß nicht her, umarme mich nicht, denn das Gewicht von sechseinhalb Milliarden halt ich nun wirklich nicht aus!
Bleib einfach zu haus’ Ich ruf dich dort an, vielleicht gehst du ja sogar dran, und redest mit mir, und ich mit dir,
oder weißt du gar nicht, wer ich bin? Es hat doch keinen Sinn! Du bist groß und ich bin klein, schon wieder fehlt der passende Reim, darum gehe ich im Text jetzt weiter und erkläre dir heiter, was ich dir eigentlich sagen wollte, was ich dir schon immer sagen sollte was ich dir schon viel zu lang verschweige und dir heute endlich zeige.
Es ist ja nicht so, als wüsstest du es nicht, doch es ist Zeit, dass es dir jemand in dein Gesicht sagt, nicht nur leere Phrasen macht und dabei auch noch peinlich berührt lacht. Es hat doch keinen Sinn immer nur vor sich hin und um den heißen Brei herum zu reden, wir sind hier nicht im Garten Eden, unsere Zeit ist knapp bemessen wer zu lang labert, hat vergessen was er sagen wollte, was er sagen sollte.
Darum, Menschheit, ich bitte dich, ärger’ dich nicht, wenn dir das, was ich dir sagen wollte, was ich dir schon immer sagen sollte, dir nicht gefällt.
Doch die Welt, Menschheit du musst wissen, wärst du weg, die Welt würde dich nicht vermissen.
Menschheit, du bist Scheiße!
Ich sag nur Ölkrise, die letzte Blumenwiese wird zubetoniert. Niemand probiert unsere Luft zu beschützen statt dies Welt nur auszunützen. Hunger, Krieg und Tod, Armut und Not… Und du denkst, du kannst verstecken, wie alle um dich rum verrecken?
Doch hast du deine Entsetzlichkeit verborgen, friedlich geborgen unter silbernem Schnee, tut sie trotzdem noch weh! Nur weil du ihn nicht mehr sehen kannst, heißt dass nicht, dass du nicht mehr mit dem Teufel tanzt! Menschheit, das bleibt Entsetzlichkeit, für alle Zeit!
Ich will dich ja nicht manipulieren, doch du hättest es nötig, dein Image aufzupolieren! Versuch doch mal, dich zu verbessern, damit die Zukunft nicht auf Schneiden von Messern sondern auf einer soliden Basis stehen kann! Mannomann, Menschheit, warte nicht auf eine bessere Zeit, ändere dich sofort an diesem Ort, noch hast du nämlich eine Zukunft die du ohne Vernunft verspielen, oder einfach retten kannst.
Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht verfranst, ich hoffe, du hast verstanden, was ich dir sagen wollte, was ich dir schon immer sagen sollte, und ich hoffe, das war kurz genug gefasst, Denn es hat ja auf nicht ganz drei Seiten gepasst.
Thema: Re: Gedichtesammlung Mi Jul 28, 2010 9:33 pm
Liebe Rosalie, ich kann Deine Wut und Deinen Schmerz nachvollziehen, und doch fühle ich mich ein wenig hoffnungsvoller, eben w e i l ich auch D i c h in Deiner berechtigten Wut sehe und die Freundin X und die Hexe Sowieso, die Christin Y, die Ökotante Tralala, den jungen Anarchisten Was-weiß-ich, das Kind dort mit den Augen, in denen sich noch Alles spiegelt, diesen jungen Krieger im Schwarzen Block, mit dem ich über die Wahl der Mittel diskutiere, die Leute dort in der Prozession, im Gottesdienst, in der Demo...- ich rechne die Menschen nicht mathematisch gegeneinander, schaue nicht, welcher Haufen wohl größer ist und wo exakt die Trennlinie verläuft, ob sie die Menschen untereinander oder in sich selbst auseinanderreißt, hoffe nur inständig, dass gesunder Menschenverstand, Liebe, Poesie, Lebendigkeit, Lebensverbundenheit... langfristig ansteckender und mächtiger sein mögen als Egoismus und Gier, bewahre diese Hoffnung scheinbar wider die mathematische Vernunft, weil ich spüre, dass ich mit Hoffnung besser leben kann- und das will ich ja- leben. Und kaum gelingt es mir, dies alles distanziert zu betrachten. Das sind sehr starke, sehr gemischte Gefühle, wenn ich in Verbindung mit Mutter Erde bin, ich kann nicht unterscheiden, welche von ihr oder von mir sind oder ob das überhaupt einen Unterschied macht, daher spreche ich in meinem Gedicht in der ich-Form (ich- Mutter Erde):
Eingeständnis
Ich weiß, dass der Schein trügt. Während Fuchs und Has sich "Gute Nacht" sagen während Libellen in meinem Haar spielen und fröhliche Kinder an meinen Rockschößen zerren hab ich die fatale Diagnose längst vernommen.
Die Spezialisten sind sich einig. Sie streiten nur noch über den Zeitpunkt. Man reißt mir die Eingeweide auf um gewagte Operationen durchzuführen in einer Mischung aus Erfindergeist und Gier.
Ich habe Wallungen wie eine Frau in den Wechseljahren bisweilen fällt das Atmen schwer und ich spüre jeden Knochen ich soll aufhören wie ein Schlot zu rauchen in meinem Alter auf den Wasserhaushalt muss ich achten und meine Haut nicht so sehr der Sonne aussetzen - ... als ob all dies in meiner Macht stünde.
Die Bäume vor meinem Haus tragen Geier wie Blätter. Sorge um meine Kinder zerfrisst mir das Herz. Meine Freunde geben mir Streukügelchen gegen den Krebs in aller Welt Gebete und Demonstrationen in meinem Namen ... und meine Urenkelin singt mir ihr schönstes Wiegenlied.
Ich aber lächle und denke:
WAS FÜR EINE LIEBE WAS FÜR EIN WAHNSINN
und lebe weiter...
(01.08.06)
Gast Gast
Thema: Re: Gedichtesammlung Mi Jul 28, 2010 9:49 pm
WOW, faszinierend!
Gast Gast
Thema: Re: Gedichtesammlung Do Jul 29, 2010 1:24 pm
und ich lebe weiter... irgendwie. Irgendwie lache ich noch, um euch nicht zu enttäuschen um euch darüber hinwegzutäuschen, was ihr ja sowieso nicht sehen wollt.
Ich lebe weiter und frage mich nicht Wieso? Ich frage nicht nach dem Sinn denn ich weiß längst, dass es auf manche Fragen keine Antwort mehr gibt. Weiß nichtmal, ob es sie je gegeben hat.
Ich lebe weiter, lebe jeden Tag, als könnte es mein letzter sein - denn vielleicht ist er es? Vielleicht kommt morgen schon mein Armageddon und vielleicht ist Bruce Willis die Gage zu klein um mich zu retten.
Wenn meine Zukunft schon am seidenen Faden hängen muss Wieso hängt der Faden dann an dir?
Ist mir nur gerade so dazu eingefallen, als ich deine letzte Zeile gelesen hatte... Ich bin normalerweise auch nicht völlig pessimistisch, aber die ganze BP-Sache hat mich wahnsinnig genervt und da musste mal der ganz Frust raus...
das ist ein schönes Gedicht- auch pessimistische Momente gehören zum Leben. Ich höre nicht auf, nach Sinn und nach Antworten zu suchen. Ich glaube, dass es einen Ort gibt, an dem alle Antworten sind- ich glaube, es ist derselbe, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind oder einfach nicht auf einer Linie existieren. Insofern ist es egal, ob es die Antworten bereits gegeben hat oder künftig geben wird- sie sind einfach da, liegen zum Abholen bereit, wer weiß: vielleicht hatten wir sie bereits gelesen?...
Spannend fand ich es auch schon, bei mir und anderen zu beobachten, wie bisweilen mitten in der Resignation, mitten in der bedrückenden Vorstellung von Sinnlosigkeit auf wunderbare Weise eine Rückkehr ins Leben stattfand. Ja, akzeptier es ruhig, vielleicht ist es Dein letzter Tag. Dann kannst Du Dich ihm auch einfach hingeben- mit allen Sinnen:
Lied für T.
Weiß ein Korn perfekt in Form und Maß schau es an und sehe seinen Traum drin gefaltet spinnwebzart wie nach Origami-Art: 's ist ein Baum.
Liegt unterm Schnee. Traut sich nicht raus. Fehlt noch der Mut. Fühlt sich nicht gut. Will nur nach Haus.
Weiß ein Korn liegt rund in meiner Hand und ich frag mich ob 's wohl ahnt, was es enthält. Vielleicht denkt es: ich bin so klein kann nie wie andre Bäume sein und verfällt.
Liegt unterm Schnee. Kennt sich nicht aus. Kommt keine Fee. Tut ihm so weh. Will nur nach Haus.
Weiß ein Korn liegt in der Erde Schoß und im Dunkel nimmt es schon den Tod in Kauf. Kommt ein Regen, 's fragt nicht mehr nach Sinn, gibt sich dem Regen einfach hin - und geht auf.
Bricht durch den Schnee, Sonne in Sicht hat plötzlich Mut alles wird gut wächst hoch ins Licht.
(ca. 03/08)
P. S.: Verzeih meine Ahnungslosigkeit: Was ist eigentlich diese BP-Sache?
Gast Gast
Thema: Re: Gedichtesammlung Sa Jul 31, 2010 4:04 pm
Hi Natrix, danke für die warmen Worte... Die BP-Sache? So ein Ölkonzern - BP - hat im Golf von Mexiko ein Loch gemacht. Und jetzt kam ziemlich viel Öl da raus, jede Menge Tiere sterben und sie denken, jetzt, wo sie eine Betonkappe draufgesetzt haben, sodass anscheinend kein Öl mehr ist Meer kommt, sei alles wieder gut. Grrr...
Das Lied macht total Mut, ich find's so schön! Gibt es eine Melodie dazu?
Thema: Re: Gedichtesammlung So Aug 01, 2010 12:15 am
Ich hatte mir fast gedacht, dass Du die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko meinst, aber konnte mit BP nichts anfangen. Das ist wirklich eine schlimme Geschichte. Aber sie hat auch sehr viele Menschen in aller Welt aufgerüttelt und über die Kontinente hinweg zueinander finden lassen. Es hat mir das Herz gewärmt, wie ich aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt die selben Aufrufe zum gemeinsamen Gebet erhalten habe. Nicht alle Menschen werden dies schlimme Geschehen in ihrem Herzen mit einer Betonkappe bedecken. Wir müssen lernen, aufmerksam und empfindsam zu bleiben, auch wenn das schmerzt, und trotzdem die Hoffnung nicht verlieren, selbst immer wieder Kraft sammeln, schauen, was wir machen können und es einfach tun- hier und jetzt. Ähnliches ist mir auch durch den Kopf gegangen, als ich von der Panik im Tunnel bei der Love-Parade las. Wirklich helfen können die Menschen, die trotz Panik, Tod und Leid sich nicht völlig herabziehen lassen. Mitgefühl ist etwas Gutes, Menschliches, und wir brauchen es, um überhaupt wahrzunehmen, wo Hilfe gebraucht wird, aber wenn wir selbst vor Kummer völlig zerfließen oder vor Angst erstarren, können wir weder uns selbst noch anderen helfen. Da berichtete ein später gerettetes Mädchen von einem Mann, der mitten zwischen den Verzweifelten herumging, ihr Mut zusprach, sie in den Arm nahm, laut um Hilfe rief- nicht immer ist man ja selbst in der Lage, professionelle praktische Hilfe zu leisten- oft hilft es schon, Zögernde eindeutig dazu aufzufordern oder einfach deutlich zu machen, wo diese Hilfe gerade am dringendsten gebraucht wird. Und ein verängstigter Mensch lässt sich am besten von einem beruhigen, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlt...
Schön, dass Dir das kleine Lied gefällt, ja, natürlich hat es eine Melodie, aber ich habe es bislang nicht aufgenommen oder so.
Gast Gast
Thema: Re: Gedichtesammlung Mo Aug 02, 2010 12:46 am
Wow, ich glaube du hast ein Talent dazu, an absolut allem noch etwas Gutes zu finden, Natrix! Ein richtiges Leuchtfeuer der Hoffnung...
Thema: Re: Gedichtesammlung Sa Sep 04, 2010 10:03 pm
Naja, traurige Momente gibts in meinem Leben auch, aber sie sind meist nicht von Dauer:
FREUNDLICHE BITTE AN EINEN UNGEBETENEN GAST
Blauer Vogel der Traurigkeit- streif mein Gesicht nur mit Deinem sachten Flügelschlag ruh aus auf meiner Schulter -wenn Du magst- erzähl mir von Deiner Reise und wie Du mich hier finden konntest- inmitten so viel Sommer aber - hab ein Einsehn -
richte Dein Nest nicht ein in meinem Herzen!
(Mai 2001)
Samira
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Thema: Re: Gedichtesammlung Di Sep 07, 2010 7:38 pm
Ein Gedicht welches ich auswendig kann aber zum Glück nichtmehr meine Gefühle widerspiegelt. Weiß nur grad den Titel nichtmehr...da muss ich erst an den anderen Rechner...
Wenn eine Seele nichtsmehr hält in dieser schwarzen, kalten Welt und garnichtsmehr ihr Herz erhellt dann ist es so als ob sie fälllt
in einem Grab sehr kalt und leer bedeckt vom harten Stein, so schwer es existiert kein Leben mehr in diesem geschundenen Körper
bitterlich die Seele weint und auf dem Grab die Sonne scheint erlöst ist sie von ihrem Feind und mit dem Tod für immer vereint
Stammt aus Depriphasen die zum Gück der Vergangenheit gehören.
Thema: Re: Gedichtesammlung Di Sep 07, 2010 7:54 pm
Liebe Samira,
ganz besonders schön finde ich von Bild und Klang her die erste Strophe- das ist wie ein schönes trauriges Lied- auch wenn es Dir damals sicher nicht darum ging, etwas Schönes zu schaffen...
Hast Du noch ein Gedicht oder einen anderen Text aus der Zeit gleich danach- wo diese schlimme Phase für Dich fühlbar überwunden war?
Samira
Ort : Nähe Frankfurt Anzahl der Beiträge : 73 Points : 79 Anmeldedatum : 04.03.10
Thema: Re: Gedichtesammlung Di Sep 07, 2010 8:36 pm
Danke Natrix. Finde ich schön das dir die erste Strophe gefällt.
hm...da gabs öfters ma Zeiten wo es überwunden war aber dann wieder zurück kam...aber direkt eines wo es ganz überwunden war hab ich gaub ich keines. eigentlich komisch und schade...ich schau ma nach was ich noch für Gedichte finde.
Thema: Re: Gedichtesammlung So Nov 28, 2010 12:00 am
Hier mal ein aktueller Liedtext von mir, würd es Euch ja lieber gleich singen, bin aber mit der Technik noch etwas ungeschickt...
LUBMIN 2010
Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf. Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf.
Was, wenn die Buchen beschließen, sich auf Straßen niederzulegen? Was, wenn die Nebel am Feldrand so gar nichts mehr hält?
Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf. Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf.
Was, wenn die Bützower Gänse, die schon einen Krieg für sich entschieden, plötzlich planen, mit all ihren Freunden nach Osten zu fliegen?
Was, wenn die echten Castoren -die freundlichen Biber- in diesem Fall lieber ihren strahlenden Vettern den Zutritt versperren mit Burgen und Wehren?
Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf. Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf.
Was, wenn die Zwerge nicht wollen, dass außer Bronze in den Hügeln noch was strahlt? Und überhaupt: eine Million Jahre- tausend mal Mecklenburg!
Was, wenn sie harmlosen Bauern am Kreuzweg auflauern, sie zu instruieren, wie es könnt funktionieren, wie sie sollten marschieren, was man müsst reparieren, was man könnt konstruieren...- Zwerge sind so erfindungsreich...
Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf. Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf.
Was, wenn der Puck und der Peter sich 'nen Spaß machen mit andern Geistern in den Wachträumen der Polizisten, die in den Einsatz gehn?
Was, wenn des Wotans Gefolge schon lang vor den Zwölften jagt über die Höfe auch der Herren Entscheider, reißt an Türen und Toren, öffnet ihnen die Ohren, dass sie endlich verstehen, dass im Kern gar nichts sicher ist?
Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf. Mein Land steht auf, ganz leis, ich weiß, mein Land steht auf.
Mein Land steht auf, ganz leis... dann setzt es sich aufs Gleis.
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Thema: Re: Gedichtesammlung Mo Jan 10, 2011 8:57 am
So meine Lieben! *trommelwirbel*
Nach endloser Abstinenz und vielem Überlegen, habe ich mich entschlossen euch wieder einmal ein Gedicht unter die Nase zu halten! Aber bevor wir zum nervigen Teil übergehen: Ich habe die gesamten Posts in meiner Abwesenheit verfolgt und ich muss sagen, ich bin begeistert davon wie viele von euch sich so bereitwillig uns anderen öffnen. Es tut gut, zu sehen, dass auch andere Zuflucht bei Stift und Pinsel suchen, wenn die Welt ihnen über den Kopf wächst. Und ich habe selten so viele schöne Zeilen gelesen wie hier auf den letzten paar Seiten. An jeden einzelnen von euch: Ihr seid Waaaaahnsinn!!
Dieses Gedicht entstand schon vor Längerem ( in meiner Englissprachigen Phase. Seid froh dass ihr die Spanische verpasst habt! xDD) , aber es ist nach wie vor die Wahrheit. Da es wieder auf Englisch ist, würde ich auch hier, falls nötig, eine Übersetzung anbieten. Noch eine Bemerkung dazu, warum ich manchmal auf Englisch schreibe: Es gibt zum Beispiel Worte und Ausdrücke, die in unserer Sprache nicht existieren. Englisch ist in mancherlei Hinsicht eine offenere und unverblümtere Sprache als Deutsch. Und wenn es mich überkommt, naja, dann müsst ihr es eben ausbaden. Jedenfalls bedeutet mir der kommende Text etwas, aber ich würde mich auf jeden Fall freuen, eure Meinungen dazu zu hören.
WALL OF GLASS
When I met you, it was like you brought me to life. With you next to me, everything was right. I saw the world for the first time, with my own eyes. All the colours I never knew, all the life you gave me, shining through. If there was light, we must have shined in it. If there was darkness, we must have gleamed in it. There was no hell horrible enough, not to walk with you through. There was no pit deep enough, to pull you not out of it. Your hand in mine, I had no doubts. Your smile before me, I knew no fear. No risk I couldn't bear, for us. Nothing I couldn't believe, if you told it to me. I thought it would always be like this. That you would be my best friend, my brother, my family, my lover, my soul. That I would be your best girl forever, your trust, your sister, your home. like you told me so often. I thought there was nothing, that could tear us apart. Nothing that could seperate our souls. Nothing strong enough, you could give up on me. Guess, I was wrong.
You didn't mean to do so. Neither did I. Who's fault was it? What caused it? I really don't know. Maybe one arguement to much. A word, that should have never been said. One wrong moment to look in the other direction. Which moment did I close my eyes, to open them and discover, that you had disappeared? When did I look into the mirror and realise, I didn't know the girl in the reflection? I don't know either. Still, we hold on to each other. Still, we fight for each other. Still, we speak to each other. Still, we support each other. But...
What happened? Wo is this pretty guy standing in front of me? With sad green eyes, with a hard face, telling of grief and pain. Just so far away, my trembling fingertips can't reach him. If I could do this one step, to touch. But there's this wall of glass between us, made of unspoken words, pain, desire, life. If I could just tear it down! But I don't know how! My face is reflected back on me, on the glass. The eyes, I know, were once full of light. But they are staring back at me, so black, lite the hells we had to fight us through. I see all the pain we had to suffer. All the ones who hurt us, who squeezed in between us. All the countless little things, that changed us in this long years. You press your hand against the cold glass, and I lift mine to do the same. Your eyes are piercing mine. I wish I could just touch you, one more time. Make the glass melt away, share your thoughts, feel your hand in mine, feel your beating heart like it was mine, understand what you feel, be a real part of your life. I know, there still is a lot of feeling between us. I know, we are still friends. But could I just throw my arms around you, hold you like I used to, assure that no one can hurt you. Protect you from all the cold. If I could just hold you tight, and whisper into your ear, that you're safe with me. If I could just make you understand, you are not alone. If I could make you understand, no matter how far you walk, not matter what the world thinks about it, you are still my beloved brother. And you'll always have a home with me.
Thema: Re: Gedichtesammlung Mo Jan 10, 2011 7:19 pm
What I thought when I was reading, was: That's a meaningful relationship, shouldn't break down without understanding what had happened. If you are sure, the wall is out of glass- throw a pretty stone, if it's just ice (ice sometimes looks like glass for our eyes) it might smell only pressing your heart against it. I don't like English very much but you 're right. There's no way to say something like: "Guess I was wrong" in such a short way in German. And sometimes it's good to say things short- to show how simple and naked they are in fact and to illustrate the sudden manner the thought came to you.
Thema: Re: Gedichtesammlung Mo Jan 10, 2011 9:16 pm
Ja... sowas ist so traurig, aber du hast es so wunderschön formuliert.
MaxineStuart Chef-Nervensäge
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Thema: Re: Gedichtesammlung Di Jan 11, 2011 6:42 am
@Eichkatze: Dankeschön.
@natrix: Refering to your message above, I can only say, I'm happy you see the things the way I do. And we fixed it. The wall is torn down, for the moment. It can always reappear, because relationships have their ups and downs, but we make sure to tread on it, whenever it becomes to annoying.
@igelchen: Danke...Tut gut das zu hören.
Eichkatze Waldfee
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Thema: Re: Gedichtesammlung Mi Jan 12, 2011 4:08 pm
Ich finde es richtig toll wie ihr alle so schöne Gedichte schreiben könnt. Irgendwie komme ich im Moment zu nichts. Ich bin meistens immer froh, wenn ich Feierabend habe. Das einzige was ich jeden 2. Tag mache, ist meditieren.
Thema: Re: Gedichtesammlung Mi Jan 12, 2011 7:07 pm
Das ist doch toll, dass Du das mit der Meditation so regelmäßig schaffst- davon bin ich leider noch weit entfernt- und Gedichte schreiben kann ich auch überhaupt nicht auf Befehl. Nur wenn ich vor Trauer, Freude, Liebe, Zorn oder was auch immer überquelle, sucht sich das Gefühl bisweilen von selbst diese Ausdrucksform. In emotional turbulenten Zeiten passiert das dann häufiger und in Zeiten, in denen ich mehr oder weniger ruhig meiner Arbeit nachgehe, auch mal ein halbes Jahr gar nicht...
MaxineStuart Chef-Nervensäge
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Thema: Re: Gedichtesammlung Do Jan 13, 2011 7:45 am
Ich schätze, ich habe schon seit fast einem Jahr kein anständiges Gedicht mehr geschrieben. Das sind alles alte Sachen aus meiner Sammlung. So etwas kann man nicht erzwingen. Entweder der Gedanke kommt und man fängt an zu schreiben, oder es geht nicht und man lässt es. Aber wenn man auf Biegen und Brechen unbedingt etwas neues schreiben will, wird es meistens schlecht. Daher, wartet bis die Muse zu euch kommt. Sie lässt keinen für immer alleine.
Ort : old roman city Anzahl der Beiträge : 347 Points : 363 Anmeldedatum : 05.06.09
Thema: Re: Gedichtesammlung Fr Jan 14, 2011 2:31 pm
Wie immer herrlich deine Gedichte zu lesen, auch wenn ich dieses wundervoll mitreissende Gedicht bereits gelesen habe und immer wieder ergriffen bin.
Ich hoffe du kommst bald wieder dazu eines zu schreiben, weil ich es kaum noch ohne deinen Funken Hoffnung auskomme den ein jedes deiner Gedichte mir schenkt!