Love Parade

Ich fang mal an und stelle hier mal eben eine Kerze auf, für diejenigen, die auf der Love Parade gestorben sind, und für deren Angehörige.

Liebe Grüße
Rose

Ich erweitere diesen Thread um die ganzen Helfer, die zwar immer auf das Schlimmste vorbereitet sind, es aber doch nicht erwartet haben. Eine Kerze ganz besonders für diejenigen, die jetzt vielleicht zweifeln, ob der Job das richtige für sie ist.

Ebenso für die vielen Unverletzten, von denen sich jetzt einige schlecht fühlen, weil sie getanzt haben, während nur ein paar Meter weiter Menschen gestorben sind.

Für alle, damit sie sich das Positive erhalten.

Habe in der Straßenbahn einen Mann kennengelernt, der seine Tochter bei dieser Gelegenheit verloren hat. Seine Frau wurde mit der Sache nicht fertig, ist sich in Schuldzuweisungen gegenüber der Tochter ergangen, warum die überhaupt da hinfahren musste und hat sich am Ende aufgehängt. Die Tochter hinterließ ein Kindchen, das nun von ihrer entfernt lebenden Schwester aufgezogen wird. So ist der Mann plötzlich ganz und gar allein. Er weiß, dass er die Situation nicht ändern kann, und kann sie doch auch noch nicht akzeptieren, er vermisst einfach seine Lieben sehr. Er fühlt die Notwendigkeit, über Trauer und Schmerz zu sprechen, aber Freunde und Arbeitskollegen sind damit überfordert, meinen, er müsste das jetzt endlich abhaken und das Beste aus seinem Leben machen. Das versucht er, aber es fällt ihm schwer, und er ist - da er sein Leid nicht teilen und nicht ertragen konnte- beim Alkohol gelandet. Das will er nun ändern.

Was würdet ihr diesem Mann sagen oder raten? Es ist gut möglich, dass ich ihn in unserem Choir wiedersehe- in diesem Fall würde ich ihm Eure Statements überreichen. Ich habe den Eindruck, dass er jeglichen Zuspruch gerade gut gebrauchen kann.

Oh shit, der Arme! Und ich vermute, dass er nicht der Einzige mit so einem Schicksal ist... Ich hab leider im Moment auch keine Ahnung, was du ihm sagen könntest, aber vielleicht hat es ihm ja auch schon ein bisschen gut getan, dir das zu erzählen...
Aber einfach abhaken kann man das natürlich nicht!

Ich wünsche ihm jedenfalls das Beste...

Sorry, dass ich so pragmatisch bin... aber gibt es irgendeine Selbsthilfegruppe für Angehörige? Vielleicht ist er einfach nicht in der Lage, eine solche ausfindig zu machen, denn es könnte doch gut sein, dass jemand inzwischen so etwas organisiert hat. Ich denke, der Kontakt mit anderen, denen es ähnlich geht, könnte vielleicht hilfreich sein. Vielleicht hörst du etwas oder kannst so etwas ausfindig machen. Es gibt auch Organisationen wie "Verwaiste Eltern" und ähnliches. Kannst du da vielleicht was rausfinden und ihm vorschlagen... nur so ein Gedanke. Damit er nicht so schrecklich allein ist zwischen Leuten, die davon nichts mehr hören wollen.

Grüße von Katherene

Selbsthilfegruppe klingt vernünftig.Der arme Mann sollte sich überhaupt therapeutisch betreuen lassen.Allein kann man damit doch garnicht fertig werden.

Das denke ich auch, daß man zu einer Selbsthilfegruppe
oder vielleicht zu einem Psychotherapeuten gehen sollte.

Was mir noch dazu einfällt, natürlich abhängig davon, wie nahe man einem Trauernden kommen darf, die Mythologie jeder Religion gibt die Antwort auf die Trauer. Und das Gebet und das Opfer an die helfenden Geister ist die Hilfe für die Seele.

Wenn einer natürlich gar keinen Glauben hat, wäre ich auch zurückhaltend. Aber z.B. in unserer Kultur wäre es denkbar, ein christlich orientiertes Gebet vorzuschlagen, der Psalm 23 ist der Trostpsalm im Christentum. ("Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, obgleich ich auch wanderte im finstern Tal .......")

Meine eigene Trauergeschichte kommt aus der germanischen Mythologie: nachdem Baldur gestorben ist, fehlt den Göttern die Kraft, sein Totenschiff ins Wasser zu bringen. Die Riesin Hyrrokkin (= rauchendes Feuer) tut diesen Dienst dann für die Götter. Es gibt in Skandinavien neben Gedenksteinen sogar einen Stein auf dem sie dargestellt ist, sie muß früher, als man die Mythologie noch kannte und lebte, eine große Rolle gespielt haben.

Hyrrokkin ist die Helferin, loszulassen, den unabwendbaren Weg der Trennung zu gehen. Ich wende mich selbst an sie, wenn ich mich lösen muß.

Einem anderen würde ich die Geschichte nur erzählen, wenn ich mir sicher bin, daß er überhaupt damit einverstanden ist. Einen Menschen, der selbst einen Glauben hat, würde ich natürlich ermutigen, die Trauergeschichte seiner Mythologie ernst zu nehmen.

Das meine ich nicht statt menschlichen Trost oder statt Selbsthilfegruppe, sondern als die spirituelle Seite der Trauer, die einfach auch dazugehört.

Ich finde es ist wichtig, dass er sich überhaupt helfen lassen möchte. Solang das nicht da ist bringt auch Glauben und eine Selbsthilfegruppe nichts - leider.
Aber da er von sich aus dem Alkohol absagen will, denke ich, er ist auf dem guten Weg~ Guten Zuspruch? So hart es auch sein mag - er ist nicht der einzige, der Betroffen ist und sicher auch nicht einer der letzten, von dem ich hören werde..
Daher kann ich mich auch nur Katherene anschließen und die Selbsthilfegruppe empfehlen.
Gibt es denn schon Gruppen die sich speziell für die Loveparade treffen...?

Mir fällt dazu nur ein, dass ich am Tag der Loveparade auch noch reingeschaltet hab und mir überlegt hab, was da gerade für ne tolle Stimmung sein muss - war am Tag von ner Theaterstück von mir, das wir in einer Tiefgarage aufgeführt haben - bei dem man durch einen Tunnel gehen musste.
Spruch, den wir uns Wochen zuvor für den Briefkasten überlegt haben: "Am Ende eines jeden Tunnels ist ein Licht"
... Shit happens, hmh? >_>